Mein kleiner
Sohn und ich im Zug von Bremen nach Berlin. Für ihn ein Abenteuer. Schon die
Aufregung am Morgen, als es losging und wir uns auf den Weg zum Bahnhof
machten. Der erste Zug war blau, der zweite weiß, zwischendurch fuhren mit viel
Krach Güterzüge an uns vorbei. Die vielen Menschen, das Geruckel, der Koffer,
den der kleine Mann unbedingt selbst ziehen wollte. Alles brachte ihn zum
Staunen. Und dieses Staunen zeigte er, indem er mir davon erzählte oder einfach
stehenblieb, um etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
„Wann hast
du eigentlich aufgehört, Zugfahrten als Abenteuer zu erleben?“ fragte ich mich.
Wenn ich mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B bewege, erlebe ich
auch Aufregung. Doch ist diese oft negativ. Wenn ich mich zum Beispiel ärgere,
dass die Bahn mal wieder verspätet ist. Oder wenn überfüllte Züge mir den letzten
Nerv rauben. Wenn ich mich um meinen reservierten Platz streiten muss und und
und.
Auf unserer
Fahrt nach Berlin lief längst nicht alles glatt und theoretisch hätte ich auch
Grund zum Ärgern gehabt. Doch das Staunen meines Sohnes, seine Neugier und Begeisterung,
hielten mich davon ab. Das erinnert mich an einen Ausspruch Jesu, der mich
schon oft innehalten ließ.
„Wenn ihrnicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“ – sagt Jesus zu seinen Jüngern. Wenn ihr nicht werdet wie
die Kinder…
Kinder sind
eben anders. Klar, sie ärgern sich auch mal. Aber sie lassen sich davon nicht
das Ganze verderben. Sie erleben die Welt um sich her noch als Abenteuer. Sie
haben nicht schon für alles Kategorien und Erwartungen, sondern lassen sich
noch überraschen. Ihr Horizont ist noch weit und groß. Unmögliches? Gibt es
nicht.
Wenn ihr
nicht werdet wie die Kinder. Staunend durch das Leben gehen. Sich an den
kleinen Dingen freuen. Stehen bleiben, wenn ein Güterzug vorbeidonnert. Wann
haben Sie das letzte Mal die Wagen eines Güterzuges gezählt? Als Kinder machten
wir das doch oft. Wann immer einer dieser großen, schweren Züge kam, gab es
kein Halten. Wir zählten die Waggons und malten uns aus, was da wohl drinnen
wäre und wohin die Reise ginge.
Die Welt ist
nicht schwarz und weiß. Sie ist bunt. Sie lädt uns ein, zu staunen und Dinge
und Menschen wieder neu zu entdecken. Uns und sie aus unseren vorgefertigten
Haltungen zu entlassen. Ich wünsche mir und Ihnen eine Woche des Staunens.
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