Er küssemich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein.
Diese wunderbaren, innigen Worte der Liebe gehören zum sinnlichsten Buch der
Bibel, das „Hohelied Salomos“ genannt.
Wer hätte
das gedacht, dass in der Bibel solche Sätze wie Aufforderungen stehen? Als ich
das erste Mal diesen Worten begegnete war ich sprachlos und zugleich zutiefst
berührt.
In der Regel
wird in unseren Breitengraden Gott als der Gesetzgeber verstanden. Als einer,
dem es zuallererst um die Bewahrung von Glaubenswahrheiten und das Halten von
Geboten geht. Und wenn doch mal von Liebe die Rede ist, dann doch nur von der
selbstlosen Liebe, von der Liebe, die zuerst dem Feind gilt. Doch wer hätte dem
Buch und damit Gott solche Erotik zugetraut?
Der Gott, an
den ich glaube, der uns Menschen als fühlende, mitfühlende und erotische Wesen
geschaffen hat, ist eben viel mehr als ein pragmatischer Gesetzgeber. Er hat
die Liebe geschaffen und er liebt es, wenn Menschen einander lieben. Gott ist
ein sinnlicher Gott, einer der uns mit Sinnen ausgestattet hat, die wir
benutzen dürfen und sollen.
Natürlich
geht es nicht nur um erotische Liebe, aber eben auch.
Als Gegenstück
dazu gibt es einen weiteren ausdrücklichen Liebestext in der Bibel. Im erstenBrief an die Christen in Korinth schreibt der Apostel Paulus von einer Liebe,
die alles überwindet. Einer Liebe, die langmütig und sanft ist. Die bereit ist
zu vergeben und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Einer Liebe, die keine
Angst hat. Die den anderen als Geschöpf Gottes sieht. Als wertvoll und
einzigartig, egal wo er herkommt, was er glaubt, was sein Leben bislang
bestimmte.
Der Gott, an
den ich glaube, überwindet unsere Schranken, unsere Unfreiheit, unsere Angst.
Er macht uns fähig zu lieben – sowohl sinnlich als auch mit dem Verstand.
Es wird Zeit
zu lieben. Frei von Angst und Enge, offen, willkommen heißend, aus der Liebe
Gottes heraus. Heute, jetzt.
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