„Woher kommt
Vertrauen?“ – titelte unlängst eine große Wochenzeitung und verwies auf ein
körpereigenes Hormon, das uns vertrauen lässt. Das Oxytocin. Dieses Hormon kann
sogar künstlich hergestellt werden.
Man stelle
sich nur einmal die Möglichkeiten vor: Menschen, die über sich hinauswachsen.
Deren Selbstvertrauen gestärkt wird, und die sich damit Dinge zutrauen, die sie
sonst nie gewagt hätten. Fantastisch!
Doch so
einfach ist es nicht. Vertrauen kann nicht rational begründet werden. Es
geschieht mehr aus dem Bauch heraus. Dabei spielen Erfahrungen eine wichtige
Rolle. Und es gibt Erfahrungen, die es schwer machen zu vertrauen.
Die Bibel
weiß davon mehr als ein Lied zu singen. Immer und immer wieder ist in den
verschiedenen Büchern von Vertrauen und Enttäuschung die Rede.
„Ich abertraue darauf, dass du gnädig bist“ – bekennt der Beter in Psalm 13. Alles
Äußere spricht gegen ihn und vor allem gegen Gott. „Herr, wie lange willst du
mich so ganz vergessen?“ So beginnt er zu beten.
Den anderen,
ja, auch Gott, zu fragen, wie lange noch, zeugt von Vertrauen. Vertrauen, dass
es eine Antwort gibt. Oder zumindest Entlastung. Wer fragt weiß nicht, wie die
Antwort aussieht, aber er hofft, dass es überhaupt Antwort gibt.
Oft wird
Vertrauen mit Wissen verwechselt. Mit Beweis und Erkenntnis. Doch Vertrauen ist seinem Wesen
nach mehr Hoffnung und Glauben, es ist der Wille, sich verletzlich zu zeigen.
Das
Oxytocin, so schließt der Artikel der Wochenzeitung, ist nicht das
Wundermittel, für das man es halten könnte. Es verstärkt bestehende
Empfindungen, schafft aber keine neuen. Wo es kein Vertrauen gibt, wird
Oxytocin kein Vertrauen schaffen.
Ich bin also
selbst gefragt, einmal mehr zu vertrauen, einmal mehr zu hoffen, einmal mehr zu
glauben. Vielleicht jeden Tag ein wenig Kontrolle loszulassen.
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