Mittwoch, 22. Dezember 2010

Liebe ist ...

rechtzeitig zum Fest der Liebe ...

Samstag, 18. Dezember 2010

Halleluja

Das Jahr ist schon wieder fast vorbei und wie immer bin ich doch etwas überrascht. Es kommt mir wie gestern vor, dass der Jahreswechsel war. Wenn ich mich im vergangenen Jahr umschaue, wird mir allerdings auch klar, warum es sich "so schnell anfühlt". Ich habe lauter erste Dinge getan: meine erste Vikariatstagung, meine erste Taufe, meine erste Trauung, mein erster ökumenischer Gottesdienst in Knoops Park, mein erstes "durchgeprdigtes" Kirchenjahr, mein erster Sommer in Lesmona, meine ersten Versuche am Altsaxophon ...
Es ist unglaublich, was alles passieren kann, was man erleben und verkraften kann und wie wenig davon aktiv "hängen" bleibt. Ich meine, ich musste mich erst bewusst erinnern, nichts davon lag oben auf - außer vielleicht das Saxophon. Aber das muss, denn ein Instrument muss ja immer wieder "traktiert" werden, soll es nicht zum Staubfänger verkümmern.
Doch obwohl so viel los war, fühle ich mich nicht gestresst. Im Gegenteil, ich bin recht entspannt. Das war seit langem eine meiner großen Sehnsüchte: die Zeit des Advent als besinnlich im besten Sinne zu erleben, dabei zur Ruhe zu kommen und mich auf das Wesentliche besinnen können. Es ist gelungen - bis hierher zumindest.

Ein Flashmobvideo, das ich in den letzten Wochen gesehen habe, hat in mir neue Sehnsüchte geweckt und verstärkt. Dieses Video habe ich hier eingebettet, damit es mir in der Fülle meiner Eindrücke nicht verloren geht.



Ich habe Sehnsucht nach guter Chormusik, Sehnsucht nach etwas Besonderem, das ich erlebe, Sehnsucht nach großer Aufmerksamkeit für die beste Nachricht aller Zeiten: das Gott Mensch wurde, damit wir leben können - auch über unser irdisches Dasein hinweg, Sehnsucht nach echter Veränderung in unserem Land, Sehnsucht nach Aufbruch in unserer Gemeinde, Sehnsucht nach der Sehnsucht, Gott mit ganzer Hingabe zu lieben, ohne mich dabei zu knechten, sondern so, wie ich eben lieben kann. Es sind eine ganze Reihe Sehnsüchte, ich weiß. Aber wer keine Sehnsucht mehr hat, wer nicht mehr träumt, bleibt stehen und verkümmert, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich wäre auch gern mal Teil eines solchen Flashmobs, wie er oben zu sehen ist, oder würde ihn zumindest gern mal erleben.

Doch meine erste Sehnsucht und Hoffnung gilt diesem Weihnachtsfest. Ich wünsche mir, dass es ein friedliches Fest wird, dass Menschen, die allein sind, nicht allein bleiben müssen, dass ich wachsam bin, um die Aufgaben zu sehen, die Gott mir direkt vor die Füße legt und sie dann nicht nur zu sehen, sondern mich auch an ihre Erfüllung zu wagen.
In diesem Sinn wünsche ich frohe und gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Gnade Gottes ohne Kleingedrucktes

Heute morgen war ich frühstücken - so richtig lecker und so richtig nett. Wobei ich an dieser Stelle betonen möchte, dass nett in diesem Fall NICHT die kleine Schwester von Sch... ist, sondern das Wort in seinem eigentlichen Wortsinn meint. Nett, weil ich auf meine Kollegen aus Bremen und umzu traf. Nett, weil es nette Gespräche mit viel Gelächter, Zuhören, Anteilnahme, Fröhlichkeit, etwas Ironie, Humor und Zuspruch gab. Nett, weil der Weg dorthin schon eine Freude war. Nett, weil das Grundstück der Gemeinde in Bremen-Blumenthal echt schön gelegen ist und ich das Gefühl hatte, schon fast außerhalb Bremens zu sein. (Allerdings befürchte ich, dass es auch wirklich fast außerhalb war.) Und nett, weil es beim Frühstück alles gab, was ich beim Frühstück gern esse - außer Eier, aber das ist in Ordnung. Zu viel des Guten wäre auch nicht gut!

Tobias Ennulat - Pastor eben jener Gemeinde hatte eine kleine Andacht vorbereitet. Am wichtigsten war mir dabei die Aussage, dass wir die Gnade Gottes ohne Kleingedrucktes verkünden sollten. Denn die Gnade Gottes gibt es tatsächlich ohne kleine fiese "aber's", "wenn - dann's", "Selbstbeteiligungen" und und und. In Anbetracht der Tatsache, dass wir am Sonntag einen Gottesdienst zum Reformationstag feiern werden, konnte ich diese Formulierung sogar noch für meine Predigt nutzen. Doch was mich am meisten begeistert und bewegt hat:

Gottes Gnade, seine Gerechtigkeit, ist für uns unverfügbar. Wir können nichts tun, damit wir gerecht sind, darum sind wir von der Gnade abhängig.

Das müssen auch und vor allem all die hören, die hoffen, durch irgendwelche frommen Übungen, demütigen Lebensweisen und richtigen Taten sich einen Vorteil zu verschaffen. Liebe Leute, es ist UNMÖGLICH, auch nur ein µ für uns entscheiden zu können. Gnade heißt Gnade, weil man nichts dazu tun kann, sie zu erlangen. Gnade ist unverfügbar, nicht einklagbar, mit nichts zu kaufen - Gnade liegt voll und ganz in der Macht dessen, der gnädig ist - oder eben nicht.
Ich rede hier von der Gnade Gottes, die in direktem Zusammenhang zur Gerechtigkeit Gottes steht. Gerechtigkeit ist keine Eigenschaft des Menschen, Gerechtigkeit ist eine Eigenschaft Gottes - schreibt Holger Finze-Michaelsen im aktuellen homiletischen Monatsheft. Und weiter: "Und die gibt er (Gott) nicht auf. Wollte er sie in dem Sinne ausüben, dass er die Guten belohnt und die Bösen bestraft - wer wäre dann so gut, dass er ausschließlich Belohnung verdient hätte? 'Sie sind allesamt Sünder.' Das heißt: Der Gottlose ist dem Frommen gleichgestellt." Das nenne ich mal harten Tobak!
Ist es denn dann egal, was ich glaube, wie ich lebe, worauf ich meinen Fokus richte, was mein Leben ausmacht?
Hier kommt die Erkenntnis Luthers ins Spiel:
„Das Evangelium macht ganz deutlich, wie man mit Gott wieder klarkommen kann. Und zwar nur dadurch, dass man sein Vertrauen auf Gott setzt. Es steht ja schon im Buch Gottes geschrieben: „Wer sein Vertrauen auf Gott setzt, wird leben“.

Brief an die Gemeinden in Rom, Kapitel 1, Vers 17 nach einer sehr modernen Übersetzung.
Den Text der Lutherübersetzung findest du hier.

Ist das nun das Kleingedruckte?
Nein! Denn das ist das Evangelium. Wer auf Gott vertraut, sich auf ihn verlässt, der wird erleben, dass Gott gerecht und gnädig ist. Wenn das kein Grund zu tiefer Dankbarkeit und großem Jubel ist, dann weiß ich auch nicht.
Mehr braucht es nicht - allerdings auch nicht weniger, um die Trennung von Gott zu beenden, die ewige Hetze nach dem Mehr, die Jagd nach Anerkennung, die Trauer im Versagen zu ertragen und zu überwinden. Nicht auf einen Schlag, nicht ganz plötzlich und ein für alle Male - aber immer wieder und immer wieder mit der selben Gewissheit, dass Gottes Gnade größer ist als alles, was ich mir an Schuld, Versagen und Leid aufgeladen habe.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Treue?

Ich habe es noch nie geschafft, ein Tagebuch konsequent zu führen. Warum also sollte mir das mit diesem Blog hier gelingen?
Es ist fast ein Jahr vorbei, seit ich das letzte Mal hier was veröffentlicht habe. Und mir hat nichts dabei gefehlt. Und doch wünschte ich mir mehr Kontinuität für mich. "Ich wär gern besser als ich bin, ist nicht schlimm, ich kriegs nicht hin" singt Annette Humpe von "ich & ich" und ich fühle mich in dieser Aussage sehr verstanden.
Und doch oder gerade deshalb starte ich nach mehr als einem dreiviertel Jahr "Abstinenz" einen neuen Versuch.

Mehr als ein Jahr Hauptverantwortung, berufliche Herausforderung, Anlaufstelle, Kummerkasten, Berater, Visionär, Hoffnungstifter, Meinungmacher, Abarbeitungsobjekt - mehr als ein Jahr Pastorin einer christlichen Gemeinde. Was für eine Zeit!
Gemeinde Christi ist ein Wahnsinnsabenteuer. Viele Menschen, viele Meinungen, viele Erwartungen. Viel Hoffnung, viel Liebe, viel Menschlichkeit, viel Mut.Viel Arbeit, viel Freude, viel Last und viel Lust.
Gemeinde Christi ist das radikalste Experiment, das ich mir denken kann. Das habe ich in meinem ersten Vikariatsjahr erlebt und das prägt mich und mein Selbst- und Fremdverständnis.
Vor einer Woche war ich im Kloster. Es war eine sehr ruhige und doch spannende Zeit, voller Gottes- und Selbstbegegnung. Mir selbst zu begegnen ist nicht so einfach, habe ich festgestellt und Freude und Leid liegen da nahe beieinander. Allein schon die Erkenntnis, dass ich in mir alte Verletzungen "spazieren" trage und obwohl ich dafür immer wieder bete und darum ringe, das diese Verletzungen doch endlich heilen können, verschafft es einiges an Befriedigung, dem anderen wenigstens intern sein Fehlverhalten unter die Nase reiben zu können. Nur leider ist das Gefühl des "Friedens" ein trügerisches und nicht von langer Dauer. Und dann? Na klar, auf und von vorn. Dem anderen sein Tun oder Lassen unter die Nase reiben zu können, verschafft Beschäftigung und gibt mir das Gefühl von etwas Macht. Und das ist das eigentlich Kranke daran. Einen Menschen, der mir quer liegt oder mich verletzt hat, mit meinem Stolz und meiner Unfähigkeit, zu vergeben, zu knechten, in Ketten zu legen. Und wenn man nicht ausgesprochene Gnade erlebt, hält man diesen "Knecht" ein Leben lang in Ketten. Doch wer braucht die Gnade? Der Knecht? Der vielleicht auch. Doch zuerst ich. Denn mit meinem Stolz und meiner Unvergebenheit, mit dem Willen, an den Wunden festzuhalten und sie auf keinen Fall sich schließen zu lassen, mache ich mich schuldig. Denn ich verhindere die Beziehung zu diesem Menschen. Und das ist Schuld - oder Sünde, wie die Bibel sagt.
Oft frage ich mich, warum viele Menschen heute auf der einen Seite eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung, Gerechtigkeit haben und auf der anderen Seite zu allererst danach trachten, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass wir immer an den alten Erfahrungen festhalten, ihnen keine Chance lassen, in Vergessenheit zu geraten oder überholt zu werden. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass wir immer wieder erleben, dass die kurzfristige Antwort auf Selbstlosigkeit, Hohn und Spott ist, dass es einfach merkwürdig anmutet, wenn ein Mensch sich für einen anderen einsetzt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Könnte das auch der Grund dafür sein, dass der Glaube an Jesus Christus heute keine Rolle mehr zu spielen scheint? Kann es sein, dass es schlicht unmöglich zu sein scheint, dass es Liebe und Annahme, Trost und Hilfe, Geborgenheit und Zuflucht ohne Leistung gibt?
Gemeinde Christi ist und bleibt spannend - gerade wegen der Herausforderung, die unbedingte Annahme des Menschen durch Gott zu leben, zu verkünden und angesichts der Vielfalt der Optionen auch anzunehmen.


Gut, das in aller Kürze. Es ist spät und ich werde meinem Tag an dieser Stelle ein Ende setzen.
Vielleicht werde ich doch treu und komme bald wieder, wer weiß das schon ...